Agnes Barmettler, blog, Kommentare

What do we really need to live?

  • DIe Künstlerin Agnes Barmettler lud am 8. September 2019 zum Tag der Gemeinschaft ein.

  • Im Altersheim Dacasa in Vella wurde gemeinsam gesungen.

  • Agnes Barmettler mit Patricia Bieder (links) und Rosmarie Schmid (rechts).

  • Kulturführung mit Simon Derungs.

  • In der Schulhausaula gestaltete Agnes Barmettler das Labyrinth.

  • Nach der Einführung konnten die Teilnehmer*innen das Labyrinth begehen.

  • Die Einheimischen brachten von überallher Objekte mit. Diese symbolisieren Eigenschaften oder Handlungen, die für die Zukunft des Tales wünschenwert oder notwendig sind.

  • Für die Gäste gab es ein einfaches Essen, Polenta, Käse und Brot.

  • Der Theaterverein Cuschnaus liefert einen Sketch und thematisiert den Zustand des Tales.

  • Wie wollen wir in der Zukunft in unseren Bergdörfern leben? Das ist die zentrale Frage in Barmettlers ARbeit für die Ausstellung FUTUR.

  • Nach der Labyrinthbegehung spazieren die Teilnehmer zur Talkirche nach Pleif.

  • In der Kirche singt die Musikerin Corin Curschellas das vorchristliche Lied der sontga Margriata. Danach entlässt sie die Gäste mit einem Alpsegen in den Abend.

Englische und deutsche Fassung: Alison Langley

The first glance of artist Agnes Barmettler’s labyrinth makes you wonder: What does this have to do with the future? Sure, the point of the diaper is clear. But jars of homemade fruits and herbs; farm implements; a wooden table; a terrarium? Then, take a closer look. Barmettler, who paints and draws but is best known for her intricate labyrinths, had asked the old-timers as well as newly ensconced residents one question: What do we need for the future? Then she asked them to bring objects to symbolize their answers.

So why did so many of the object appear to look backwards? Walk the circular path; trace the intricate passage to the centre and stop to muse. In our 21st century world, where students are on the streets striking for the world to notice that our society is committing a slow mass suicide, Barmettler’s question became an existential one. In its initial brainstorming session, our group came up with answers like, “a chance to be silent,” “intact nature” and “community.”

No one said we needed more things.
Without intact nature, no food. Without the small farm, no intact nature. Like our walk around the labyrinth, the answer was circular. The installation was accompanied by a pianist and, later, ended with a Capella songs of the mountains; essentially pointing out that without the arts our lives are dull.

Societies of the 21st century, the art installation seemed to say, need to revisit the old ways of mountain villages. But the labyrinth also asked us to move on. That’s why so many of the symbols, on second glance, had a modern take. That wooden table had a clearly modern design; the lightbulb was powered by a solar panel; the toy drone nodded to transportation of tomorrow.

Outside, a feast of locally produced food awaited visitors, our new community: polenta, alpine cheeses, applesauce, homemade bread and syrups.

What do we need? We already have it, the installation says.
We’re so out we’re in.

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Was brauchen wir wirklich, um zu leben?

Der erste Blick auf das Labyrinth der Künstlerin Agnes Barmettler lässt die Frage aufkommen: «Was hat das mit der Zukunft, zu tun?» Der Punkt mit der Windel scheint klar. Aber wieso Gläser mit hausgemachten Früchten und Kräutern, landwirtschaftliche Geräte, ein Holztisch, ein Terrarium? Dann schaut man genauer hin. Barmettler, die malt und zeichnet, aber am bekanntesten für ihre komplizierten Labyrinthe ist, hatte sowohl den Oldtimern als auch den neu eingeweihten Bewohnern eine Frage gestellt: «Was brauchen wir für die Zukunft?» Dann bat sie sie, Gegenstände mitzubringen, um die Antworten bildhaft werden zu lassen.

Warum scheinen so viele Objekte nach hinten zu blicken? Anweisungen wie: Gehe den Kreisweg entlang, verfolge die komplizierte Passage zur Mitte und halte inne, um nachzudenken. In unserer Welt des 21. Jahrhunderts, in der Student*innen freitags auf die Strasse gehen, um zu bemerken, dass unsere Gesellschaft einen klimatischen Massenselbstmord begeht, wurde Barmettlers Frage zu einer existenziellen. In ihrer ersten Brainstorming-Sitzung bestimmte unsere Gruppe Begriffe wie Ruhe, intakte Natur und Gemeinschaft.

Niemand sagte, dass wir mehr Dinge benötigten.
Ohne intakte Natur kein Essen. Ohne den kleinen Bauernhof keine intakte Natur. Wie unser Rundgang durch das Labyrinth waren auch die Antworten kreisförmig. Die Installation wurde von einem Pianisten musikalisch untermalt und endete später mit einem A-Capella-Lied der Berge. Im Wesentlichen wurde darauf hinweisen, dass unser Leben ohne die Künste langweilig ist.

Gesellschaften des 21. Jahrhunderts, so schien die Kunstinstallation vorauszusehen, müssten die alten Wege der Bergdörfer überdenken. Das Labyrinth hat uns aber auch gebeten, dranzubleiben und weiterzumachen. Das ist der Grund, warum so viele der Symbole auf den zweiten Blick eine moderne Erscheinung hatten. Dieser Holztisch hatte ein klar modernes Design, die Glühbirne wurde von einem Solarpanel gespeist und die Spielzeugdrohne nickte dem Transport von morgen zu.

Draussen erwartete die Besucher ein Festmahl mit lokal produzierten Lebensmitteln. Es gab Polenta, Alpkäse, Apfelmus, selbstgebackenes Brot und Sirup.

Was brauchen wir? Wir haben es bereits, heisst es in der Installation.
Wir sind so out, dass wir in sind.

Alison Langley ist eine irisch-amerikanische Journalistin. Sie wohnt in Zürich und besitzt in sogn Andriu ein Haus. Alison Langley schreibt Texte für den Blog FUTUR. Sie nahm aktiv in der Arbeitsgruppe und am Workshop von Agnes Barmettler teil.

© Fotografien: Ida Sgier
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Text: Alison Langley