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Ein Turm aus Träumen am Buatsch-Festival

Buatsch bedeutet auf Rätoromanisch Kuhfladen. Da rümpfen einige die Nase, schon nur beim Gedanken daran. In Tersnaus findet am 2.-4. August 2019 kein Kuhfladen-Bingo, sondern das erste Buatsch-Festival statt. Es bietet Bergsicht, Musik, Kunst, Lesungen und Tanz. Ein Höhepunkt des Festivals ist der Turmbau zu Tersnaus.

«In Vals gab es einmal einen Plan für einen Turmtraum.» So beginnt die Erzählung von Leander Albin und Elia Schwaller. Die jungen Männer wohnen beide in Bern und Umgebung, träumen davon irgendwann einmal in den Bergen zu leben. «Unser Traumturm ist eine Anspielung auf den gläsernen Hotelturm, den Remo Stoffel in Vals bauen lassen wollte», sagt Elia Schwaller. «Wir wollen herausfinden, welche Türme es braucht, um die Berge wiederzubeleben. Braucht es Hochhaustürme aus Glas oder Türme aus Träumen?» «Unser Turm wird ein Gemeinschaftsprojekt werden. Jede und jeder kann und darf daran arbeiten. Es geht in erster Linie nicht um eine Vision eines Turmes – es geht um den Prozess als solchen. Man baut, tauscht sich aus und kommt dabei ins Gespräch. So enstehen Verbindungen», ergänzt Leander Albin.

Das Festival ist Teil der Ausstellung FUTUR und zugleich der künstlerische Beitrag des Kollektiv Tersnaus. Das Kollektiv ist eine Gruppe junger Menschen, die mit dem Gedanken spielen oder bereits konkrete Schritte unternommen haben, in den Alpen zu wohnen. Die lose Gemeinschaft besteht aus etwa sechs bis zehn Leuten. Alles fing im Juni 2018 an, als in Tersnaus die erste Retraite zum Thema «Berge als Lebensort» stattfand. Bisher gab es zwei solche Treffen. Das zweite fand im Januar 2019 in Uors statt und wurde von 50-60 Personen besucht. Einige Teilnehmer*innen wohnen bereits in den Bergen, andere sind Städter*innen, die den Traum hegen, einmal in den Bergen wohnen zu wollen.

«Wir möchten uns selber und anderen eine Plattform bieten, wo wir unsere Wünsche und Träume bezüglich Lebensformen deponieren können», sagt Leander Albin. «Wir verstehen diese Plattform als Grundlage für eine weiterführende Diskussion: Wie stellen wir uns ein Leben in einem Bergdorf vor? Was sind unsere Ideen, Träume und Wünsche?» Menschen mit ähnlichen Interessen und Visionen treffen an einem Ort zusammen. Man stösst auf Neues und Fruchtbares, auf etwas, das wie ein Kuhfladen wieder in den natürlichen Kreislauf zurückfindet und somit Teil des Ganzen wird.

«Ich gehöre zu den Rückkehrern», erzählt Leander Albin. «Ich bin in Tersnaus aufgewachsen. Im Val Lumnezia gibt es Raum und genügend Platz. Wir sehen hier viel Potential, diese brachenartigen Orte zu bespielen. In der Stadt gibt es weniger Raum. Aber auch die Natur und die Berge sind wichtige Elemente. Das Zusammenspiel von Landwirtschaft, traditionellem Handwerk und neuen Wohnformen interessiert uns.»

Elia Schwaller ergänzt «Wir sind gut vernetzt. Es spielt keine Rolle, ob wir nun in der Stadt wohnen oder in den Bergen. Wir können trotzdem Kontakt pflegen und miteinander verbunden sein. Bei jungen Leuten gibt es einen Trend, mit der Natur zu leben. Wir wollen einen Garten haben und Sachen selber machen. In die Berge zu ziehen ist ein Ausdruck davon. Drei unserer Freunde wohnen jetzt schon fix in Tersnaus. Es ist ein Beginn. Jemand zieht ins Dorf. Man bündelt die Energien und nutzt die Sinergien.»

Oberhalb von Lumbrein hat das Kollektiv Tersnaus ein Teleskop installiert. So kann man den Ort und später den Turmbau aus der Ferne mitverfolgen. Das Teleskop verbindet Lumbrein mit Tersnaus – und das Projekt FUTUR mit dem Buatsch-Festival. Und was wird aus dem Turm in Tersnaus werden? «Vielleicht brennen wir den Turm nieder und schicken unsere Träume so in den Äther», sagt Elia Schwaller. Aber bis dahin bleibt er als kurzfristiges Wahrzeichen und als Symbol von Träumen, Ideen und Wünschen dem Val Lumnezia erhalten.

Tuor da siemis, Buatsch Festival Tersnaus, 2.-4. August 2019, Via Vitg 13, Tersnaus, Bushaltestelle Tersnaus spv., öffentlich, weitere Informationen: www.buats.ch und hier gehts direkt zum Programm.

© Text: Annatina Nay, annatinanay.ch